Mitglieder aktivieren und beteiligen
Aktivierung inaktiver Mitglieder, gemeinsame Entscheidungsfindung und transparente Kommunikation.
Strategien zur Aktivierung inaktiver Mitglieder
28.02.2025 – Sabrina Bauer und Katharina Wawer von der Bürgerwerke eG boten auf dem CoopCamp eine Session an, wie sich inaktive Mitglieder von Genossenschaften aktivieren lassen. In einer sehr produktiven Diskussion in Format der kollegialen Beratung tauschten sich die Teilnehmenden darüber aus, wie Genossenschaften ihre Mitglieder besser erreichen und aktivieren können.
Sabrina Bauer und Katharina Wawer

»Wahrscheinlich stehen alle Genossenschaften vor ähnlichen Herausforderungen: die Mitgliederdaten regelmäßig aktualisieren, die Kommunikation zu den Mitgliedern gut gestalten und Partizipationsangebote schaffen. Nicht zuletzt stellt sich die Frage, wie Genossenschaften mit inaktiven Mitgliedern umgehen möchten und diese erreichen können.«
CoopCamp 2025 Session:
Telefon war gestern? Inaktive Mitglieder digital aktivieren.
Sabrina Bauer und Katharina Wawer von den Bürgerwerken setzen sich intensiv mit dem Thema Mitglieder-Aktivierung auseinander. Die Bürgerwerke sind eine lebendige Gemeinschaft, doch es gibt Mitglieder, mit denen in den letzten Jahren wenig Austausch stattfand. Da ihnen der regelmäßige Kontakt besonders am Herzen liegt, beschäftigen sie sich damit, inaktive Mitglieder wieder zu aktivieren. Nicht zuletzt auch digital.
In der Diskussion wurden verschiedene Ansätze zur Aktivierung inaktiver Mitglieder besprochen. Die vertretenen Genossenschaften waren sehr unterschiedlich in Größe, Branche und Regionalität. Die Empfehlung: Partizipationsangebote konsequent von den Bedürfnissen der Mitglieder aus denken. So könnte in einer Wohnungsbaugenossenschaft beispielsweise statt dezidierter Info-Veranstaltung das gemeinsame Schmücken eines Weihnachtsbaums genutzt werden, um Mitglieder niedrigschwellig einzubinden - um dabei beiläufig zu erklären, welche Mitgestaltungsmöglichkeiten es gibt. Angebote die Spaß machen finden mehr Resonanz.
Eine kontroverse Idee aus der Session war, inaktive Mitglieder von den Angeboten der Genossenschaft auszuschließen, um sie so zur Kontaktaufnahme zu bewegen – eine Praxis, die in ein paar der anwesenden Genossenschaften bereits erfolgreich genutzt wird.
Besonders für große Genossenschaften wurde die Einrichtung von Mitgliederräten diskutiert: Hierbei werden repräsentativ beispielsweise 50 Mitglieder ausgelost, um stellvertretend für alle Mitglieder kontaktiert zu werden. So lassen sich die Bedürfnisse gerade der inaktiven Mitglieder besser verstehen, ohne dass alle einzeln angesprochen werden müssen.
Insgesamt lautet die Empfehlung zur Erreichung inaktiver Mitglieder: die Freude an der Mitgliedschaft stärken und damit einhergehend auch das Selbstverständnis der Mitglieder.
Gemeinsame Entscheidungsfindung und transparente Kommunikation
12.10.2023 – Genossenschaften leben von der aktiven Beteiligung ihrer Mitglieder. Umso wichtiger sind effektive Prozesse, die deren Interessen berücksichtigen und die Teilhabe fördern.
Carolin Holzer von der Z.WO eG berichtete in unserem fünften Community-Call von der Umsetzung soziokratischer Prinzipien in der Wohnungsbaugenossenschaft, während Feena Fensky von der Neues Amt Altona eG die Herausforderungen beim Community-Building näher beleuchtete.
Carolin Holzer
»Wir arbeiten bei Z.WO nach Soziokratie 3.0 – Selbstorganisation ist für uns die logische Folge unseres Partizipationsanspruchs. Das bedeutet für uns, dass jede Person ihren kompetenten Beitrag zum gemeinsamen Gelingen leisten können muss. Rollen und Kreise in Kombination mit einfachen digitalen Tools ermöglichen eine breite Verantwortungsübernahme und Mitgestaltung unserer Mitglieder.«
Carolin Holzer Bei YouTube ansehen
Soziokratie 3.0: Verantwortung übernehmen im genossenschaftlichen Wohnprojekt
Die Z.WO eG ist eine 2018 gegründete Wohnungsbaugenossenschaft in Mainz mit derzeit 140 Mitgliedern im Alter von 1 bis 85 Jahren. Insgesamt 3000 Quadratmeter Wohnfläche verteilen sich auf 36 Wohneinheiten. 15 % der Fläche sind dabei für Gemeinschaftsräume reserviert, z. B. Werkstätten, Quartierswohnzimmer oder Co-Working-Bereiche.
Die Zusammenarbeit der Mitglieder ist nach den Prinzipien der Soziokratie 3.0 strukturiert. Dabei handelt es sich um ein offenes Framework zur Entwicklung agiler und resilienter Organisationen, das Verantwortung, Engagement und fortwährende Lernprozesse in den Vordergrund stellt. (Mehr zu den sieben Grundprinzipien und der praktischen Umsetzung von Soziokratie in Organisationen findet ihr hier.)
Der Aspekt der Selbstorganisation ist bei der Z.WO eG so zentral, dass er sogar die rechtlich vorgegebene Struktur der Genossenschaft überlagert: Entscheidungen werden innerhalb der Arbeitskreise im Konsent getroffen und als Empfehlungen an Vorstand und Aufsichtsrat weitergeleitet. Diese setzen sie anschließend formal und verbindlich um.
Für die digitale Zusammenarbeit verwenden die Mitglieder eine überschaubare Anzahl an Tools: eine bei der Hostsharing eG betriebene Nextcloud-Instanz für die Dateiablage und Chats, Trello für die Organisation von Arbeitsprozessen und Zoom für Videokonferenzen. Bei der Entscheidungsfindung helfen acceptify, PollUnit und Doodle.
Alle 4 bis 6 Monate brechen die Mitglieder der Z.WO eG zu gemeinsamen Workshop-Wochenenden auf. Dazwischen finden weitere Workshops und Orga-Treffen in verschiedenen Lokalitäten und in Zoom statt. Gemeinsam getroffene Entscheidungen werden in einem Entscheidungs-Logbuch festgehalten, damit sie auch in Zukunft nachvollziehbar bleiben.
Die Übernahme von Verantwortung (u. a. in Form von derzeit 12 Stunden verpflichtender Eigenleistung im Monat) ist für manche Mitglieder anfangs ungewohnt. Die Z.WO eG hat daher eine breite Unterstützungsstruktur aufgebaut, die ihnen bei der Umsetzung der soziokratischen Prozesse zur Hand geht.
Feena Fensky
»Das NAA gehört seinen Nutzer*innen – darum werden unsere Mitglieder gezielt in die Umsetzung des Baus eingebunden.«
Feena Fensky Bei YouTube ansehen
Community-Building und Mitgliederpartizipation
Die Co-Working-Genossenschaft Neues Amt Altona eG konnte bereits 1,5 Millionen Euro Eigenkapital sammeln und 80 % der verfügbaren Büroplätze an die bisher 193 Mitglieder vergeben. Bis zur Eröffnung des Gebäudes wird es jedoch noch eine Weile dauern, weswegen der Fokus derzeit auf dem Community-Building liegt.
Dieses baut auf drei Säulen auf:
- Persönliches Kennenlernen
- Onboarding mit Grundlagenvermittlung
- Direkter Kontakt zu Ansprechpartner*innen
Zwar stand das Konzept des Neuen Amts bereits vor der Genossenschaftsgründung fest und bewegt sich in einem durch die Stadtpolitik vorgeschriebenen Rahmen. Dennoch werden Mitglieder dazu ermutigt, sich in das Projekt einzubringen, auch wenn dazu kein Zwang besteht. In der Praxis sind daher etwa ein Viertel der Mitglieder aktiv in das Projekt involviert – als Teil eines genossenschaftlichen Entscheidungsorgans (Vorstand, Aufsichtsrat, Generalversammlung) und als Mitwirkende im Community-Building oder dem Bauprojekt.
Für den Austausch mit den Mitgliedern verwendet das Neue Amt verschiedene Kanäle, hier aufgelistet nach zunehmendem Partizipationsgrad:
- Social Media
- Info-Mails (aufgeteilt in interne und externe Kommunikation)
- Slack
- (Online-)Workshops
- Virtuelle Entscheidungsplattform adhocracy+
- Ordentliche und außerordentliche Generalversammlungen (wahlweise vor Ort, virtuell oder gestreckt)
Dabei ist es eine nicht zu unterschätzende Herausforderung, die verschiedenen Interessen der Mitglieder gegeneinander abzuwägen und mit den von außen vorgegebenen Rahmenbedingungen zu vereinbaren. Auch ist es nicht einfach, die Motivation der Beteiligten über die gesamte Umsetzungsdauer des Projekts hochzuhalten. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, praktiziert das Neue Amt Altona in seiner Kommunikation ein Höchstmaß an Transparenz.
Weitere Themen
Entdecke weitere Themen in der Übersicht oder abonniere unseren Newsletter um kein Update unserer Seite zu verpassen.
Weitere Ressourcen
Informiert bleiben