Das INVEST-Förderprogramm für Genossenschaften
Kapitalgewinnung als innovatives Unternehmen
19.03.2024 – Mit dem Förderprogramm INVEST – Zuschuss für Wagniskapital werden Investitionen in junge, innovationsfähige Unternehmen bezuschusst – das gilt auch für Anteile an Genossenschaften.
Feena Fensky von der Neues Amt Altona eG und Johannes Milke von der Wir bauen Zukunft eG haben den Antragsprozess erfolgreich durchlaufen und berichteten im Community-Call davon, wie Genossenschaften als förderfähig eingestuft und so für Investor:innen attraktiver werden können.
Feena Fensky & Johannes Milke
»Ich freue mich, dass das INVEST Programm für Genossenschaften geöffnet wurde – und damit auch Gründungen im Gemeinschaftseigentum gefördert werden.« (Feena Fensky)
»Dranbleiben lohnt sich - Investitionen für Gemeinwohlorientierte Ideen sichern.« (Johannes Milke)
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Jung und innovativ: Das INVEST-Programm für Genossenschaften
Die Wir Bauen Zukunft eG möchte "Wirkung für die Region und Strahlkraft für die Welt" entfalten. Dafür erschafft sie im ländlichen Raum einen neuartigen Begegnungsort, an dem sich Konzepte für eine bessere Zukunft erproben lassen. Das Gelände soll Raum bieten für Experimente in Bereichen wie Wohnen und Grundversorgung, Projektarbeit und Co-Working sowie Bildung, Kultur und Freizeit. Hierfür beträgt der Finanzbedarf mindestens 10 Millionen Euro.
Die Neues Amt Altona eG baut mitten in der Fußgängerzone von Hamburg-Altona einen Co-Working-Neubau mit Atelierhaus und Nachbarschaftstreffpunkt, der bereits im 3. Quartal 2025 eröffnet werden soll. Finanzierungspartner für das Fremdkapital ist die UmweltBank. Das durch Mitgliederanteile gewonnene Eigenkapital ist derzeit mit 1,5 Millionen Euro zwischenfinanziert – benötigt werden jedoch 2,2 Millionen Euro. Somit kam das INVEST-Programm zum richtigen Zeitpunkt.
Beide Genossenschaften sind noch recht jung. Das ist wichtig, denn die INVEST-Förderung gilt nur für Unternehmen, die nicht älter als 7 Jahre sind.
In fünf Schritten zur INVEST-Förderung
Das INVEST-Förderprogramm wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz aufgesetzt, um junge, innovative Unternehmen und private Investoren zusammenzubringen. Wer einem förderfähigen Unternehmen als Erstinvestition Wagniskapital von mindestens 10.000 Euro zur Verfügung stellt, erhält einen Zuschuss von 15 % (ursprünglich 25 %) der Investitionssumme. Die Anteile müssen nach dem Erwerb mindestens drei Jahre gehalten werden. Pro natürlicher Person werden Investitionen bis maximal 200.000 Euro gefördert.
Der Ablauf für Genossenschaften sieht dabei wie folgt aus:
- Die potenziell förderfähige Genossenschaft stellt einen Online-Antrag beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und fügt eine formlose Beschreibung des eigenen Innovationspotenzials bzw. einen entsprechenden Nachweis (z. B. eine bereits erfolgte Auszeichnung) bei.
- Das BAFA prüft den Antrag, fordert ggf. ein unabhängiges Kurzgutachten des Innovationspotenzials an, und stellt bei einem positiven Ergebnis den Förderbescheid aus.
- Investor:innen stellen wiederum einen Online-Antrag beim BAFA für die Förderung des Wagniskapitals.
- Sie beantragen die Mitgliedschaft in der Genossenschaft und zeichnen die Anteile in entsprechender Höhe.
- Abschließend leiten sie den Zahlungsabruf beim BAFA ein.
Nachweis oder Kurzgutachten: Was macht ein Unternehmen innovativ?
Wer sich für das INVEST-Programm bewirbt, muss sein Innovationspotenzial belegen. Als Nachweis dafür gilt:
- Das Unternehmen bestitzt ein Patent, das nicht älter als 15 Jahre ist.
- Es hat in den letzten 2 Jahren bereits eine öffentliche Förderung im Bereich Innovation erhalten.
- Es wurde mit einem offiziellen Innovationspreis ausgezeichnet.
Ist keines dieser Kriterien erfüllt, erfolgt ein kostenloses, unabhängiges Gutachten.
Im Fall von Wir Bauen Zukunft und Neues Amt Altona umfasste dieser Prozess:
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die Einreichung umfangreicher Geschäftsunterlagen (Wirtschaftsplan, Jahresabschluss, Satzung etc.), aus denen auch die Gewinnerzielungsabsicht hervorging,
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eine Beschreibung des Geschäftsmodells und welche gesellschaftlich relevanten Bereiche dabei eine Rolle spielen (z. B. Nachhaltigkeit und Klimaschutz, Co-Working und flexible Arbeitsmodelle oder Eco-Social Entrepreneurship),
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die Angabe von zutreffenden Tätigkeiten in innovativen Branchen (z. B. Energieversorgung, zirkuläre Stoffkreisläufe, sozial-ökologische Transformation).
Wer über das Kurzgutachten ins INVEST-Programm aufgenommen werden möchte, sollte jedoch genügend Zeit einplanen und mit Wartezeiten von bis zu einem Jahr rechnen.
Was Genossenschaften über den Prozess wissen sollten
Dank ihrer Innovationsfähigkeit konnten sich Wir Bauen Zukunft und Neues Amt Altona die INVEST-Förderung sichern. Für Genossenschaften, die sich ebenfalls auf das Programm bewerben möchten, haben sie folgende Tipps aus der Praxis:
- Augen und Ohren offen halten: Erst durch den #GenoDigital-Newsletter erfuhren die beiden Genossenschaften von INVEST. Es ist daher sinnvoll, sich regelmäßig bezüglich bestehender und neuer Fördermöglichkeiten zu erkundigen.
- Geduldig sein und dranbleiben: Der Antragsprozess kann sich mitunter die Länge ziehen. Umso wichtiger ist es, sich währenddessen mit Gleichgesinnten auszutauschen, die Kommunikation mit den Fördermittelgebenden aufrechtzuerhalten und die Beziehung zu potenziellen Investor:innen zu festigen.
- Das Kurzgutachten lohnt sich: Genossenschaften sollten genügend Zeit und Ressourcen für das Gutachten einplanen und bei Nachforderungen schnell reagieren. So zieht sich die Beurteilung nicht unnötig in die Länge.
- Förderung nicht fest einplanen: Trotz aller Bemühungen ist ein positiver Bescheid nicht garantiert. Genossenschaften sollten das Förderprogramm daher nicht als festen Bestandteil ihrer Finanzplanung betrachten, sondern als zusätzliche Hilfe.