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Worker Coops

Genossenschaften als mitarbeitergeführte Unternehmen




24.08.2023 – Wer Anteile an einer Genossenschaft erwirbt, wird dadurch nicht nur Mitglied, sondern auch Miteigentümer*in. In manchen Fällen richtet sich dieses Angebot vorrangig an die Beschäftigten einer Genossenschaft. Hier spricht man auch von einer Worker Coop (kurz für “worker-owned cooperative”, zu Deutsch “Genossenschaft in Mitarbeiterbesitz”).

In unserem vierten Community-Call berichteten Dorothée Schwartzmann von Village One, Felix Höffken von control.alt.coop und Lisa Hartmann von Vierdrittel über den Arbeitsalltag in einer solchen Worker Coop.




Dorothée Schwartzmann


»Für uns ist die Worker Coop die richtige Form, um unser Unternehmen gleichberechtigt und demokratisch zu führen. Denn uns allen gehört unser Unternehmen zu gleichen Teilen. Auch denjenigen, die in Zukunft noch zu uns kommen werden.«


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“Die Firma soll dem Team gehören”

Die vor 1 1/2 Jahren gegründete Village One eG ist eine 100 % remote arbeitende Design- und Tech-Genossenschaft mit dem Schwerpunkt Websites und digitale Infrastrukturen. Bereits bei der Gründung standen Partizipation, Gleichberechtigung und demokratische Entscheidungsfindung als zentrale Aspekte fest. Daraus ergaben sich fünf weitere Leitlinien, die im Arbeitsalltag von Village One im Mittelpunkt stehen sollten:

  1. Die Demokratisierung der Arbeit voranbringen
  2. Ein positives Menschenbild pflegen
  3. Neugierig und offen bleiben
  4. “New Work” als Lebenskonzept umsetzen
  5. Haltung gegenüber Auftraggebern zeigen

Am wichtigsten jedoch war das Leitmotiv: Die Firma soll dem Team gehören.

Zunächst untersuchte das Gründungsteam die Rechtsform der GmbH auf Machbarkeit. Diese brachte jedoch kaum zu überwindende Hürden mit sich: Da sich GmbH-Anteile am Firmenwert orientieren, erfordern sie eine hohe finanzielle Investition. Ihr Erwerb hat zudem steuerliche Folgen und bringt Anwalts- und Notarkosten mit sich, nicht zuletzt da der Gesellschaftsvertrag jedes Mal angepasst werden muss.

Somit wurde Village One schlussendlich als Genossenschaft gegründet.

Den Preis eines Anteils setzte das Team auf überschaubare 100 Euro fest, wobei jedes Mitglied nur einen Anteil halten darf. Dessen Erwerb erfolgt nach einer halbjährigen Probezeit. Zusätzlich müssen alle bestehenden Mitglieder der Neuaufnahme zustimmen.

Danach ist das Mitglied dem Gründungsteam und allen anderen Mitarbeiter*innen gleichgestellt. Jede*r im Team agiert als Unternehmer*in und erhält vollen Zugang zu allen Informationen. Im Arbeitsalltag werden Autonomie und Selbstbestimmung gelebt und Unternehmensziele ergeben sich ohne Planung von oben. Die Resonanz auf dieses Firmenkonzept fiel äußerst positiv aus, was sich auch an der hohen Zahl an Initiativbewerbungen erkennen lässt, die bei Village One eingehen.

zur Satzung von Village One




Felix Höffken


»In einer Worker Coop zu arbeiten, heißt für mich vor allem Selbstbestimmung und Mitbestimmungsrecht in allen mir wichtigen Bereichen.«


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Solidarisches Miteinander im genossenschaftlichen Kollektiv

Die Software-Agentur control.alt.coop eG wurde vor 5 Jahren gegründet verfügt inzwischen über 13 Mitarbeiter*innen. Ihr Fokus liegt auf der Programmierung von Android- und Progressive-Web-Apps.

Bei der ursprünglichen Gründungsidee stand das Arbeiten im Kollektiv im Vordergrund: Entscheidungen sollten gemeinsam getroffen und Verantwortung geteilt werden. Ebenso sollte Wert auf ein solidarisches Miteinander sowohl im eigenen Betrieb als auch in der Zusammenarbeit mit anderen Betrieben gelegt werden.

Da demokratische Grundprinzipien in Genossenschaften rechtlich verankert sind, eignete sich diese Rechtsform bestens für die Umsetzung. Sie bot zudem folgende Vorteile:

  • Mitglieder können unkompliziert ein- und austreten
  • Anteile sind nicht an den Unternehmenswert gekoppelt und lassen sich nicht an Dritte verkaufen
  • Wird die Nachschusspflicht ausgeschlossen, haften die Mitglieder nicht mit ihrem Privatvermögen

Als Kollektiv handhabt control.alt.coop so manches anders, als es in Software-Agenturen üblich ist. So erhalten etwa alle Mitarbeiter*innen einen Einheitslohn. Entscheidungen werden wöchentlich im Plenum und nach dem Konsensprinzip getroffen. Andere Kollektive, Genossenschaften, aber auch NGOs erhalten zudem Solidarpreise, sofern dies finanziell machbar ist.

In einem Kollektivbetrieb hat der für Genossenschaften rechtlich vorgeschriebene Vorstand normalerweise keinen Platz. Control.alt.coop löst diesen Widerspruch aber zumindest teilweise dadurch auf, dass die Vorstandsmitglieder regelmäßig rotieren. Der mitunter nicht ganz eindeutigen Verteilung von Verantwortlichkeiten wurde währenddessen mit der Einführung von Arbeitskreisen begegnet.

zur Satzung von control.alt.coop




Lisa Hartmann


»Wenn Angestellte auch die Eigentümer des Unternehmens sind, können wir Verantwortung für das Ganze und Solidarität füreinander gestalten und leben.«


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“Wir machen uns eine Beratung, wie sie uns gefällt”

Die Vierdrittel eG wurde im März 2022 gegründet und verfügt derzeit über sechs Mitglieder in vier Städten. Ein Büro gibt es wie auch bei Village One nicht. Die Unternehmensberatung legt ihren Fokus auf systemische Organisationsentwicklung sowie Team- und Leadership-Trainings. Ziel ist es, die Veränderungsfähigkeit und Resilienz der jeweiligen Organisation zu stärken.

Für Vierdrittel steht das sinn- und werteorientierte Arbeiten im Mittelpunkt. Alle Beschäftigten sind gleichberechtigte Unternehmer*innen, für die Transparenz, Vertrauen, Eigenverantwortung und Solidarität zentrale Werte sind.

Eine mitarbeitergeführte Genossenschaft hat den Vorteil, dass im Team intrinsische Motivation zur Übernahme gemeinsamer Verantwortung geschaffen wird. Das gewährleistet eine wertschätzende Kommunikation auf Augenhöhe. Bei der Entscheidungsfindung orientiert sich Vierdrittel derweils stets am gemeinsamen Wertekompass.

Bei der Gründung stellte das Team fest, dass das Konzept des kollektiven Eigentums häufig auf Unverständnis stößt. Zudem gibt es in bestimmten Bereichen, wie etwa der Unternehmensberatung, bisher nur wenige oder gar keine genossenschaftlich organisierten Vorbilder. Um diese Lücke zu füllen, arbeitet Vierdrittel fortwährend an der Weiterentwicklung des gemeinschaftlichen Miteinanders im Unternehmen – auch weil das Team langfristig eine Größe von 15 gleichberechtigten Unternehmer*innen anstrebt.

zur Satzung von Vierdrittel








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