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Die sieben internationalen Prinzipien von Genossenschaften




Seit der Entstehung des genossenschaftlichen Konzepts wurden immer wieder zentrale Aspekte der Wirtschaftsform als leitende Prinzipien festgelegt. Am bekanntesten sind heute die sieben Grundprinzipien nach Definition der International Cooperative Alliance. Im Gegensatz zum Förderzweck, der im deutschen Genossenschaftsgesetz fest verankert ist, sind diese Prinzipien nicht rechtlich bindend, dienen aber als identitätsstiftende Leitlinien für Genossenschaften weltweit. Die sieben Prinzipien von Genossenschaften sind:

  1. Freiwillige und offene Mitgliedschaft
  2. Demokratische Mitgliederkontrolle
  3. Wirtschaftliche Beteiligung der Mitglieder
  4. Autonomie und Unabhängigkeit
  5. Ausbildung, Fortbildung und Information
  6. Zusammenarbeit zwischen Genossenschaften
  7. Gesellschaftliche Verantwortung

    Freiwillige und offene Mitgliedschaft

    Die Möglichkeit, einer Genossenschaft beizutreten, soll im Prinzip jedem Menschen offenstehen, der bereit ist, Verantwortung als Mitglied zu übernehmen. Dabei sollen Geschlecht, Ethnizität und politische oder religiöse Ansichten keine Rolle spielen.

Das bedeutet jedoch nicht, dass ausnahmslos jeder Mitgliedsantrag bewilligt werden muss. Worker-Coops sind beispielsweise darauf bedacht, eine harmonische Zusammenarbeit im Team zu bewahren, und können somit gute Gründe haben, einen Mitgliedsantrag abzulehnen, wenn es zwischenmenschlich nicht passt.

Demokratische Mitgliederkontrolle

Der Aspekt der Demokratie ist in der Rechtsform Genossenschaft fest verwurzelt. Grundsatzentscheidungen wie die strategische Ausrichtung des Unternehmens, die Verwendung von Gewinnen oder die Wahl und Entlastung von Organen wie (je nach Satzung) Vorstand und Aufsichtsrat werden von allen Mitgliedern gemeinsam getroffen. Bei Abstimmungen hat jedes Mitglied, unabhängig von der Anzahl der gehaltenen Anteile, eine Stimme (Kopfstimmrecht).

Wirtschaftliche Beteiligung der Mitglieder

Die Mitglieder einer Genossenschaft bilden mit ihren Genossenschaftsanteilen das Eigenkapital der Genossenschaft. Damit erwirtschaftete Gewinne der Genossenschaft werden meist im Sinne des Unternehmenszwecks für die Förderung der Mitglieder reinvestiert. Es können aber auch Gewinnausschüttungen (Dividenden) an die Mitglieder erfolgen. Über die Gewinnverwendung inklusive der Höhe der Dividende stimmt die Generalversammlung, der Zusammenschluss aller Mitglieder, ab. Der wirtschaftliche Erfolg eines genossenschaftlich organisierten Unternehmens kommt somit stets direkt oder indirekt den Mitgliedern zugute.

Autonomie und Unabhängigkeit

Genossenschaften können wie andere Unternehmensformen mit anderen Unternehmen und Organisationen (einschließlich staatlichen Akteuren) Partnerschaften eingehen und ebenso Fremdkapital aufnehmen. Allerdings darf dies nicht zulasten ihrer Unabhängigkeit und Selbstbestimmung gehen. Die Entscheidungsmacht in Form der Stimmrechte bleibt in einer Genossenschaft stets bei ihren Mitgliedern.

Ausbildung, Fortbildung und Information

Eine Genossenschaft hat die Aufgabe, ihre Mitglieder über das kooperative Wirtschaften aufzuklären und ihnen alle notwendigen Informationen an die Hand zu geben, damit sie ihrer Verantwortung als Teil eines demokratisch organisierten Unternehmens gerecht werden können. Durch Fortbildungsmöglichkeiten für die Beteiligten soll sichergestellt werden, dass die Genossenschaft dauerhaft wirtschaftlich erfolgreich bleibt.

Gleichzeitig haben Genossenschaften einen Bildungsauftrag gegenüber der Gesellschaft: Ihr sollen die Vorzüge von kooperativem wirtschaftlichem Handeln nähergebracht werden. Das schließt auch die Politik mit ein.

Zusammenarbeit zwischen Genossenschaften

Zwar sind die meisten Genossenschaften voneinander unabhängige Unternehmen – dennoch ist deren regionale, nationale und internationale Zusammenarbeit von großer Bedeutung für den Erfolg des kooperativen Wirtschaftsmodells.
Indem sich Genossenschaften untereinander vernetzen, partnerschaftlich zusammenarbeiten und Ressourcen teilen oder bündeln, können sie ihre Stärke und Resilienz gegenüber anderen Marktteilnehmern erhöhen und ihre Produkte und Dienstleistungen mehr Menschen zugutekommen lassen.

Gesellschaftliche Verantwortung

Genossenschaftliche Unternehmen verstehen sich als Mitgestalter einer nachhaltigen Entwicklung für unsere Gesellschaft und Wirtschaft. Sie stärken die Wirtschaft vor Ort, kooperieren mit benachbarten Akteuren und übernehmen so Verantwortung für die Lösung von gesellschaftlichen Herausforderungen.