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Für welche Gründer:innen und Gründungen sich eine Genossenschaft eignet




Du möchtest als Team, als Gemeinschaft oder als Gruppe von Organisationen gründen? Du möchtest die Mitarbeitenden, Kund:innen oder Nutzenden einfach am Unternehmen beteiligen? Es gibt viele gute Gründe, eine Genossenschaft zu gründen. Sie braucht kein Mindestkapital, hat eine Haftungsbeschränkung, sobald sie im Genossenschaftsregister eingetragen ist, und für die Aufnahme von neuen Gesellschafter:innen (Mitgliedern) und Eigenkapital (Geschäftsanteilen) ist kein Gang zum Notar notwendig. Es gibt ebenso gute Gründe, eine andere Rechtsform zu wählen. Wir geben dir eine kompakte Orientierung:

Eine Genossenschaft eignet sich, wenn

  • über die Gewinnerzielung hinaus ein klarer Förderzweck für die Mitgliedschaft besteht.
  • gemeinschaftlich ein Geschäftsbetrieb umgesetzt werden soll.
  • die wirtschaftliche Aktivität für einen Verein zu groß ist.
  • die Mitarbeitenden, Kund:innen oder Nutzenden einfach und direkt am Unternehmen beteiligt werden sollen.
  • die Unternehmensrisiken und -gewinne auf die Beteiligten (z. B. Mitarbeitende, Kund:innen, Nutzende) verteilt werden sollen.
  • der Unternehmenswert nicht von den Gesellschafter:innen (Mitgliedern) privatisiert werden soll (Nominalwertprinzip).
  • eine demokratische Organisation (jedes Mitglied hat eine oder maximal drei Stimmen, unabhängig von den Geschäftsanteilen) umgesetzt werden soll.
  • die Aufnahme und der Wechsel von Gesellschafter:innen (Mitgliedern) einfach, schnell und ohne Notar geschehen soll.

Eine Genossenschaft eignet nicht, wenn

  • keine wirtschaftliche Tätigkeit beabsichtigt ist.
  • die Gründer:innen alleine entscheiden, alleine ins Risiko gehen und alleine vom Gewinn profitieren möchten.
  • weder die Mitarbeitenden noch die Kund:innen oder Nutzenden direkt am Unternehmen beteiligt werden sollen.
  • viel Risikokapital (Venture Capital) für das Unternehmen benötigt wird.
  • die Gewinnmaximierung anstelle der Mitgliederförderung im Fokus stehen soll.

Branchenbeispiele von Genossenschaften als Inspiration

Du fragst dich, ob es Genossenschaften in deinem Tätigkeitsbereich gibt und wie diese funktionieren? Genossenschaften sind in nahezu jeder Branche vertreten – die folgenden Beispiele sollen dir als Inspiration dienen:

  • IT-Entwicklung als Worker-Coops wie Reinblau, Syndicats, ctrl.alt.coop, WTF Kooperative, Techgenossen und oose zeigen, wie ehemals angestellte oder selbstständig tätige Entwickler:innen, Programmier:innen und Designer:innen sich als Worker-Coop zusammenschließen können, um selbstbestimmt auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten.
  • Beratung als Worker-Coops wie sustainable natives, UNO INO, MANEMO, Die Werbegenossen, Vierdrittel und CoWorkLand demonstrieren, wie Berater:innen und Werber:innen sich zu einem Netzwerk zusammenschließen können, um gemeinsam ein breites Beratungsangebot zu schaffen.
  • Handwerk als Worker- und Community-Coops wie Zimmerei Grünspecht, Migma, Bäckerei Wombach und NORDSTADT braut! belegen, dass Handwerksbetriebe ebenfalls genossenschaftlich organisiert werden können.
  • Landwirtschaft als Community-Coops wie KoLa Leipzig, Die Kooperative und WirGarten Lüneburg stellen wieder eine Verbindung zwischen regionaler Erzeugung und dem Konsum von Lebensmitteln her, indem sie Mensch und Landwirtschaft zusammenbringen.
  • Sozial- und Kulturarbeit als Community-Coops wie TRINK-GENOSSE, Karuna, Bellevue di Monaco und Traumschüff zeigen, dass Genossenschaften in der sozialen, kulturellen und gemeinnützigen Arbeit ebenfalls zum selbstbestimmten und gemeinschaftlichen Arbeiten dienlich sein können.
  • Wohnungsbau als Community-Coops wie Z.WO, MARO, Wagnis, WOGENO München oder Möckernkiez bieten eine Alternative zum herkömmlichen Wohnungsmarkt und ermöglichen es den Mitgliedern, gemeinschaftlichen Wohnraum zu schaffen und zu verwalten.
  • Energiegenossenschaften als Community- oder Multi-Stakerholder-Coops wie Prokon, Bürgerwerke, EWS und Green Planet Energy sind wegweisend in der dezentralisierten Energiewende und ermöglichen es Mitgliedern, aktive Teilnehmer:innen im Bereich erneuerbare Energien zu werden.
  • Sonderform: Europäische Genossenschaften (SCE) erleichtern die grenzüberschreitende Zusammenarbeit nach einheitlichen Rechtsnormen innerhalb der gesamten EU. So engagiert sich etwa WeMove Europe als Bürgerrechtsorganisation für mehr Demokratie und ökonomische Gerechtigkeit in verschiedenen europäischen Ländern.