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Genossenschaft gründen: Schritt-für-Schritt-Anleitung




Du hast dich für die Rechtsform Genossenschaft entschieden und möchtest einen Überblick darüber bekommen, was dich bei der Gründung erwartet? In unserer Schritt-für-Schritt-Anleitung zeigen wir dir acht Etappen, auf die du dich vorbereiten solltest.

Schritt 1: Entwickle deine Idee und teste sie möglichst früh

Starte mit einer klaren Idee. Was ist das Produkt oder die Dienstleistung? Was ist der Mehrwert, den du schaffen möchtest? Wer ist die Zielgruppe? Nutze die Geschäftsmodell-Canvas der Gründerplattform, um deine Geschäftsidee zu strukturieren und alle relevanten Aspekte deines Vorhabens zu beleuchten. Teste deine Idee möglichst früh und häufig in der Praxis, um deine Annahmen für die Gründung schnell zu überprüfen und iterativ weiterzuentwickeln. Jede Genossenschaft ist nur so stark, wie sie wirklich gebraucht wird bzw. Mehrwerte für ihre Mitglieder schafft.

Schritt 2: Vernetze dich mit anderen Genossenschaften und lerne von ihnen

Ob Worker-Coop, Community-Coop, Multi-Stakeholder-Coop oder Platform-Coop – du musst das Rad nicht neu erfinden und kannst Fehler vermeiden, die bereits andere gemacht haben. Vernetze dich mit anderen Genossenschaften, die den gleichen Genossenschaftstyp gegründet haben und lerne von ihnen. Profitiere von deren Wissen und Erfahrung und versuche, Einblicke in bewährte Strukturen und Abläufe zu bekommen. So vermeidest du Anfängerfehler und sammelst Ideen für deine eigene Umsetzung.

Schritt 3: Finde dein Gründungsteam und einen passenden Prüfungsverband

Für die Gründung einer Genossenschaft braucht es mindestens drei Gründer:innen. Suche dir passende Gründungspartner:innen, die deine Begeisterung für die Gründungsidee teilen und zusätzliche Kompetenzen, Erfahrung und Ressourcen in die Gründung einbringen können – idealerweise bringt jedes Mitglied spezifische Fähigkeiten und Kenntnisse mit, die für die Gründung und Führung der Genossenschaft notwendig sind. Branchenerfahrung sowie unternehmerische, organisatorische, betriebswirtschaftliche und rechtliche Kompetenzen sind von Vorteil.

Außerdem muss jede Genossenschaft Mitglied eines Prüfungsverbands sein und die Gründung durch diesen prüfen lassen (siehe "Der genossenschaftliche Prüfungsverband"). Daher ist es wichtig, dass du einen passenden Prüfungsverband findest, der dein Geschäftsmodell versteht und dieses mit der Rechtsform der Genossenschaft für umsetzbar hält. Um einen passenden Prüfungsverband zu finden, tausche dich mit anderen Genossenschaften aus (insbesondere denjenigen, die in deiner Branche tätig sind) und hol dir verschiedene Angebote zu den Prüfungskosten, den Mitgliedsgebühren und der Geschwindigkeit der Gründungsprüfung ein. Hier haben wir dir eine Übersicht aller genossenschaftlichen Prüfungsverbände verlinkt.

Schritt 4: Arbeite dein Geschäftsmodell mit einem Businessplan aus

Die wirtschaftliche Basis deiner Genossenschaft ist das Geschäftsmodell, d. h. deine Genossenschaft kann langfristig nur existieren, wenn sie Mehrwerte für die Mitglieder und Kund:innen schafft, die groß genug sind, um die Kosten zu decken. Nachdem du im ersten Schritt deine Idee entwickelt und getestet hast, braucht es für die Gründung bzw. Gründungsprüfung durch einen genossenschaftlichen Prüfungsverband zwingend einen ausführlichen Businessplan. Nutze daher am besten die Businessplan-Vorlage von deinem genossenschaftlichen Prüfungsverband, in der deine Genossenschaft Mitglied werden soll, um dein Geschäftskonzept mit Angebot, Zielgruppe, Finanzplanung und Teamaufstellung sowie Weiteres zu verschriftlichen. Je mehr du dich in der Gründungsphase mit dem Prüfungsverband abstimmst, desto schneller kann später die Gründungsprüfung durch diesen erfolgen. Alternativ kannst du auch die Businessplan-Vorlage der Gründerplattform verwenden.

Schritt 5: Entwickle die Governance und Satzung deiner Genossenschaft

Die Satzung ist die Verfassung deiner Genossenschaft. Darin legst du fest, wer wie viel Macht, Rechte und Pflichten in der Genossenschaft hat und wie deren formale Abläufe gestaltet sind. Daher solltest du dieses Regelwerk (Governance) sehr bewusst entwickeln, um sowohl für dich als auch für das Geschäftsmodell der Genossenschaft eine passende Struktur zu finden. Spiele verschiedene (auch negative) Szenarien gedanklich durch, um Antworten auf zentrale Governance-Fragen wie folgende zu finden:

  • Wer darf warum stimmberechtigtes Mitglied werden und damit die höchste Entscheidungsmacht in der Genossenschaft haben? Und wer darf dies nicht, um keinen zu großen Einfluss auf die Entwicklung der Genossenschaft nehmen zu können?
  • Wer soll warum die Leistungen der Genossenschaft nutzen dürfen und wer soll warum das Eigenkapital der Genossenschaft stellen?
  • Welche Anteilshöhe und Kündigungsfrist passt zum Finanzierungs- und Investitionsvorhaben der Genossenschaft?
  • Braucht es ein Eintrittsgeld, eine Mitgliedsgebühr, eine Mindestkapital-Klausel und/oder ein Dividenden-Versprechen für die Finanzierung der Genossenschaft? Und wenn ja, in welcher Höhe?
  • Wie wird der Vorstand besetzt? Welche Qualifizierung braucht es, um in den Vorstand gewählt werden zu können, und wird dieser vom Aufsichtsrat oder von der Generalversammlung gewählt und warum?
  • Wie wird der Aufsichtsrat besetzt? Welche Qualifizierung braucht es, um in den Aufsichtsrat gewählt werden zu können?
  • Wie soll das Verhältnis zwischen Vorstand und Aufsichtsrat gestaltet sein? Was sind zustimmungspflichtige Geschäfte?

Lass dich von den Satzungen anderer Genossenschaften, insbesondere von Genossenschaften des gleichen Typs (siehe Schritt 2) inspirieren und tausche dich mit den Gründer:innen und Vorständ:innen über ihre Learnings bzgl. Satzung und Governance aus.

Nutze als Grundlage für die Entwicklung einer individuellen Satzung die Muster-Satzung deines zukünftigen Genossenschaftsverbandes und lass dich von diesem bei Bedarf beraten (siehe Satzungsgenator im Anhang).

Schritt 6: Gründungsversammlung und erste Generalversammlung

Eine Genossenschaft wird durch eine Versammlung der Gründungsmitglieder gegründet. Die Gründungsversammlung kann durch eine physische, digitale oder hybride Zusammenkunft erfolgen. Eine physische Versammlung kann persönliche Interaktion und Engagement fördern, während eine digitale Versammlung Flexibilität bietet und den Zugang erleichtert. Eine hybride Versammlung kann das Beste aus beiden Welten bieten, indem sie persönliche Teilnahme ermöglicht und gleichzeitig virtuelle Teilnahmeoptionen bereitstellt. Die Gründung ist die Geburtsstunde des Unternehmens und ein starkes Identifikationsmomentum für alle Mitgründer:innen, weshalb es sich lohnt, vorab zu überlegen, wie du die Gründungsversammlung gestalten bzw. diese aktiv für die Mission der Genossenschaft nutzen willst:

  • Welche Menschen/Stakeholder sind besonders relevant für die Genossenschaft und wünschenswert, an der Gründungsversammlung zu beteiligen?
  • Welches rechtliche Format für die Gründungsversammlung (physisch, digital oder hybrid) ist für die angedachte Genossenschaft angemessen?

So können insbesondere Community-, Multi-Stakeholder- und Platform-Coops die Gründungsversammlung als Kampagnenstart für ihre Mitgliedergewinnung und -bindung nutzen.

Die formale Gründung der Genossenschaft erfolgt durch die Zustimmung der Gründungssatzung. Anschließend kann direkt die erste Generalversammlung stattfinden, auf der Vorstand und Aufsichtsrat gewählt werden. Eine Muster-Einladung, -Protokoll sowie einen konkreten Ablaufplan für die Gründungsversammlung und die erste Generalversammlung erhältst du von deinem genossenschaftlichen Prüfungsverband.

Schritt 7: Gründungsprüfung durch einen genossenschaftlichen Prüfungsverband

Nach der Gründungsversammlung musst du alle Gründungsunterlagen wie den Businessplan, die auf der Gründungsversammlung beschlossene Gründungssatzung und weitere Dokumente zur Gründungsprüfung bei einem genossenschaftlichen Prüfungsverband einreichen. Der genossenschaftliche Prüfungsverband prüft alle Unterlagen auf die Einhaltung gesetzlicher Anforderungen und die ökonomische Tragfähigkeit der Genossenschaft. Im besten Fall haben du und dein Gründungsteam bereits im Vorfeld einen passenden Prüfungsverband gefunden, der euch im Gründungsprozess beraten hat und euch sowie eure Gründungsidee versteht, denn nur mit einem positiven Gründungsprüfungsgutachten kann eine Genossenschaft im Genossenschaftsregister eingetragen werden (siehe nächster Schritt).

Schritt 8: Eintragung ins Genossenschaftsregister

Der letzte formale Gründungsschritt ist die Anmeldung zur Eintragung ins Genossenschaftsregister, denn erst nach der amtlichen Eintragung haftet die Genossenschaft als juristische Person, nämlich als eingetragene Genossenschaft (eG). Um den Eintragungsprozess ins Genossenschaftsregister zu beschleunigen, kannst du parallel zur Gründungsprüfung die Anmeldung beim Genossenschaftsregister über ein Notariat bereits veranlassen und das Gründungsprüfungsgutachten nachreichen, sobald dieses vom genossenschaftlichen Prüfungsverband vorliegt. Welche Unterlagen zur Anmeldung beim Genossenschaftsregister notwendig sind, erfährst du vom Notariat.

Weiter zu Praxistipps für neu gegründete Genossenschaften.








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